Kann man mit Anhängern von Schöpfungslehren eigentlich sinnvoll diskutieren?

Diese Frage ist selbstverständlich nicht einfach mit 'ja' oder 'nein' zu beantworten. Die folgenden Überlegungen erfolgen von der Position eines naturalistischen Ansatzes aus, den ich an anderer Stelle ausführlich dargestellt habe. Unter einer 'sinnvollen Diskussion' verstehe ich eine Auseinandersetzung, die nach gewissen Regeln verläuft und in deren Verlauf sich beide Seiten darauf einigen können, ob eine These vertretbar ist oder nicht; es könnte natürlich auch der Fall sein, dass man bestimmte Fragen als 'nicht entscheidbar' einstufen muss.

Das Spektrum von Anhängern, die an eine wie auch immer geartete Schöpfung glauben, ist unüberschaubar. Bei der Diskussion mit Menschen, die eine Evolution ablehnen, macht es Sinn, zwei Gruppen idealtypisch zu unterscheiden, obwohl Sie es meist mit Mischformen zu tun haben werden. Ich werde folgende Begriffe verwenden:

Evolutionsgegner sind ganz allgemein Menschen, die aus irgendwelchen Gründen davon ausgehen, dass eine Evolution, zumindest in naturalistisch erklärbarer Weise, nicht stattgefunden haben kann. Diese Haltung ist zunächst vollkommen unabhängig davon, ob, und wenn ja, an welche(n) Gott bzw. Götter diese Menschen glauben. Es wird sogar noch komplizierter: es gibt Evolutionsgegner, beispielsweise die Anhänger einer theistischen Evolution, die zwar eine Evolution als historische Tatsache anerkennen, aber davon ausgehen, dass irgendwelche metaphysischen Einflüsse diese bedingen oder zumindest lenken.

Kreationisten dagegen stellen eine eher kleine, aber sehr lautstarke Untermenge der Evolutionsgegner dar. Unter 'Kreationisten' sollen hier Menschen verstanden werden, die auf Grund einer wortwörtlichen Interpretation der Bibel (zumindest) folgende Thesen für wahr halten:

die Erde ist jung (maximal 10 000 Jahre)
alle Grundtypen wurden in einer Schöpfungswoche in 6 Tagen zu je 24 Stunden geschaffen
es gab eine weltweite Flut zu einer Zeit, als schon Menschen lebten, alle Wesen mit Odem, die heute leben, stammen von denen ab, die in der Arche gerettet wurden.

Es gibt, wieder idealtypisch eingeteilt, mindestens zwei Gruppen von Kreationisten. Die eine geht davon aus, dass Gott Wunder wirkt, und dass es deshalb prinzipiell gar nicht möglich ist, zu erforschen, wann und wie Gott was geschaffen hat. Daneben gibt es eine Gruppe, die einen sogenannten 'wissenschaftlichen Kreationismus' vertritt. Sie erhebt den Anspruch, mit den Methoden, die in den (Natur)Wissenschaften verwendet werden, die biblischen Aussagen zu begründen. Sie gehen sogar so weit, zu behaupten, dass sie eine Schöpfungswissenschaft als eine echte Alternative zur naturalistischen Naturwissenschaft formulieren können. Nähere Informationen zu dieser Gruppe finde Sie an anderer Stelle.

Im folgenden möchte ich diese Positionen unter dem Gesichtspunkt, wie man mit Menschen, die selbige vertreten, diskutieren sollte, etwas näher charakterisieren.

Evolutionskritiker

Zu dieser Gruppe gehören Vertreter aus unterschiedlichsten Lagern, denen, neben der Ablehnung einer naturalistischen Evolution, vor allem gemeinsam ist, dass sie die oben angeführten Aussagen der Kreationisten ebenfalls ablehnen. Ihre Argumente gegen eine naturalistische Evolution hingegen decken sich, selbst wenn die weltanschauliche Position, die hinter diesen Auffassungen steht, sehr verschieden ist. Gleich lautende Formulierungen können Sie beispielsweise bei Muslimen, Zeugen Jehovahs und Vertretern von spirituellen Einflüssen auf die Evolution lesen. Gemeinsam ist diesen Auffassungen auch, dass sie üblicherweise keine konkreten Angaben machen.

Die Diskussion mit diesen Menschen gestaltet sich meist sehr schwierig, vor allem, wenn sie wissenschafstheoretisch etwas versierter sind. Im Gegensatz zu den Kreationisten machen sie oft keine konkreten oder gar prüfbaren Aussagen, sondern beschränken sich darauf, Probleme innerhalb der Evolutionsvorstellung aufzuzeigen. Meist geht es dann um Fragen, wie aus Unordnung Ordnung enstehen kann oder wie es möglich ist, dass durch 'Zufall' Neues entstehen kann. Es gibt selbstverständlich viele Phänomene in der Natur, die sich mit dem derzeitigen Stand der Erkenntnis nicht erklären lassen. Die naturalistische Position ist, diese Probleme hinzunehmen und, sobald die nötigen Techniken verfügbar sind, zu klären. Von dieser Position aus ist es schlicht und ergreifend unsinnig, einen Schöpfer zu postulieren, der als Erklärung dienen könnte. Das wäre der typische 'Lückenbüßer'-Gott, der irgendwann an Wohnungsnot zugrunde geht. Vom Standpunkt des Naturalismus aus ist 'Schöpfer' in diesem Sinne schlicht und ergreifend ein anderes Wort für 'Nichtwissen'.

Es ist leicht ersichtlich, dass nichts geklärt ist, wenn man 'ich weiß nicht, wie diese komplexe Struktur entstanden ist' durch 'ein Schöpfer hat sie erschaffen' ersetzt. Das wird in den meisten Fällen rasch deutlich, wenn man 'Schöpfer', 'Designer', 'Gott' etc. beispielsweise durch 'Team aus drei Konstrukteusen, einem humsigen Furml und einem babigen Schwalm' ersetzt. Der Gehalt der Texte hat sich nicht geändert, aber irgendwie wirken sie nicht mehr so überzeugen.

Wenn Sie mit Evolutionsgegnern diskutieren, sollten Sie darauf hinweisen, dass Naturwissenschaft methodisch nur naturalistisch betrieben werden kann. Wenn es überhaupt eine Erklärung für Naturphänomene geben kann, dann nur auf diese Weise. Aber wenn derartige Erklärungen vorliegen, dann sind sie das Sicherste, was wir überhaupt über Naturdinge wissen können.

Dazu vielleicht ein kleines Beispiel. In allen chemischen Labors der Welt steht auf den Flaschen mit Wasser H2O. Das beruht darauf, dass klar definiert ist, was unter 'H' oder 'O' in diesem Zusammenhang zu verstehen ist und was es bedeutet, wenn man als chemische Formel für einen Stoff H2O angibt. Kein Forscher einer bestimmten Religionsgemeinschaft hätte eine Chance, ohne stichhaltige Begründung, einzufordern, dass man aufgrund der Offenbarung, der er anhängt, eine andere Formel verwenden würde. Bedenken Sie in diesem Zusammenhang, dass bisher noch niemand ganz genau weiß, was eigentlich ein 'Atom' ist. Prinzipiell besteht kein Unterschied zu Evolution. In beiden Fällen handelt es sich um Theorien, die sich bewährt haben.

Ziehen Sie sich 'notfalls' darauf zurück, dass angesichts des Fossilbefunds eine Evolution als historische Tatsache nicht bestreitbar ist. Zudem ist es kaum möglich, eine 'lenkende Hand' hinter dem Ganzen zu erkennen. Stellen Sie klar, dass weit über 99 Prozent aller Lebensformen, die jemals existiert haben, ausgestorben sind. Das ist mit dem Wirken eines intelligenten 'Designers' nur schwer vereinbar. Stellen Sie auch heraus, dass die Methoden der Naturwissenschaft möglicherweise nicht alle Bereiche des Seins erfassen können, machen Sie aber auch deutlich, dass jemand, der meint, sichere Erkenntnisse, die auf andere Weise gewinnen zu können, beweispflichtig ist. Er wird Probleme haben, zu zeigen, dass das, was er postuliert, eine sichere Erkenntnis ist.

Machen Sie diesen Menschen klar, dass ein Argument gegen eine andere Position kein Argument für die eigene Position ist. Schon seit langer Zeit bezeichnet man eine derartige Auffassung als 'argumentum ad ignorantiam': nur, weil etwas nicht bekannt ist, ist das noch keine Berechtigung dafür, beliebige Auffassungen zu vertreten. Es ist also nichts damit gewonnen, wenn aufgezeigt werden kann, dass bestimmte Phänomene naturalistisch nicht erklärt werden können.

Sie werden oft Aussagen wie 'Es ist unvorstellbar, dass ein so komplexes Organ wie das menschliche Auge durch reinen Zufall entstanden ist!' hören. Es ist natürlich eine Ebene, ob man sich etwas vorstellen kann, eine andere, ob das jemals geklärt werden wird und noch eine andere, ob das Auge 'erklärt' ist, wenn man sagt: 'Ein Schöpfer hat das erschaffen!' Man könnte ironisch noch einen Schritt weiter gehen und sagen, dass die Welt viel zu komplex ist, als dass ein einziger Schöpfer sie erschaffen konnte. Man muss daher von einem Team aus mindestens drei Konstrukteusen ... ausgehen.

Wenn die Evolutionsgegner ernst genommen werden möchten, sind sie verpflichtet, klar zu formulieren, welche konkreten Alternativen sie vorzuschlagen haben. Sie müssen also beispielsweise in der Lage sein, konkret anzugeben, wann und wo welcher Schöpfer was wie geschaffen hat. Hier werden Sie von den Anhängern von ID-'Theorien', die derzeit modern sind, keine Antworten erhalten. Aus diesem Grund sind diese Ansätze schlicht und ergreifend keine Ernst zu nehmenden Alternativen zum Naturalismus. Selbstverständlich sind auch die Evolutionsanhänger zur Beantwortung dieser Fragen verpflichtet. In vielen Fällen finden Sie auch konkrete Angaben zu den jeweiligen Behauptungen, auch wenn diese darin bestehen, einzugestehen, dass man etwas (noch ?) nicht weiß.

Kreationisten

Im Vergleich zu den Evolutionsgegnern ist diese Gruppe einigermaßen 'homogen', weil sich deren Anhänger auf eine gemeinsame Quelle, die Bibel, berufen. Einen etwas differenzierteren Überblick finden Sie an anderer Stelle.

Kreationisten, die keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erheben

Eine Diskussion mit dieser Gruppe, die man auch als 'tiefgläubige Menschen' bezeichnen könnte, erübrigt sich eigentlich. Diese Menschen sind aufgrund ihres Glaubens davon überzeugt, dass es einen Schöpfer gibt und haben ihn in einer bestimmten Religion, im Falle der Kreationisten, im hier gebrauchten Sinne des Wortes, dem Christentum, gefunden. Wenn Sie diesen Menschen irgendeinen Befund der wissenschaftlichen Forschung darlegen, ist die Antwort einfach: Gott hat ein Wunder gewirkt, er hat die Naturgesetze geschaffen und kann sie für seine Zwecke einsetzen wie immer er mag. Gegen eine derartige Auffassung kann man rational nicht argumentieren. Man kann selbstverständlich immer noch darauf hinweisen, dass es auch andere Religionen gibt, die andere Schöpfungsberichte haben, die dem der Bibel widersprechen. Solange diese Menschen aber davon überzeugt sind, dass der Gott, den sie anbeten, der 'richtige' ist, prallen alle Argumente von diesen ab.

Solange diese Menschen nicht die weltliche Macht haben, anderen Menschen ihren Glauben aufzuzwingen, sollte man sie einfach in Ruhe lassen.

Der 'wissenschaftliche' Kreationismus

Streng genommen ist diese Position, die man auch nach einer der einflussreichsten Gruppen dieses Lagers als ICR-Typ Kreationisten bezeichnen könnte, ein 'weißer Rappe'. Man kann entweder (natur)wissenschaftlich argumentieren, oder die oben genannten Thesen als allgemein gültige Erkenntnisse einfordern. Warum diese Menschen behaupten, eine (natur)wissenschaftliche Theorie zu vertreten, ist leicht erklärbar. In Amerika ist Religions-Unterricht an öffentlichen Schulen verboten. Daher versuchten diese Menschen, ihren Glauben als 'Wissenschaft' aufzuwerten und dann zu fordern, dieselbe Zeit im Unterricht zu erhalten wie die konkurrierende Evolutionsforschung. In letzter Instanz haben die Kreationisten bisher noch alle Prozesse verloren, und zwar genau deswegen, weil ihnen nachgewiesen werden konnte, dass das, was sie vertreten, mit Wissenschaft nichts zu tun hat.

Noch verquerer wird es, wenn ein und derselbe Forscher auf der einen Seite behauptet, dass seine Theorie den Status einer (Natur)Wissenschaft hat, aber an anderer Stelle expressis verbis davon ausgeht, dass sein Gott Wunder wirkt. Selbstverständlich weiß niemand, ob es einen Gott gibt, der Wunder wirkt, aber (Natur)Wissenschaft ist methodisch naturalistisch, oder sie ist keine. Genauso wenig, wie es 'teilschwanger' gibt, ist eine (Natur)Wissenschaft mit 'eingebauten' Wundern vertretbar.

Ein großes Problem für die Diskussion stellt die Tatsache dar, dass sehr viele Kreationisten in ihren Schriften 'nur' als Evolutionsgegner auftreten, also lediglich auf Probleme innerhalb der Naturwissenschaften hinweisen, aber daraus schließen, dass ihr Standpunkt dadurch belegt werde. Das ist in etwa so, als würde ich sagen: Weil heute nicht Ostern ist, muss Weihnachten sein. Selbst wenn bewiesen werden könnte, dass es keine Evolution gab, ist noch lange nicht gesagt, dass dann ausgerechnet der Glaube an den Gott der Bibel korrekt ist.

In der Diskussion mit Kreationisten sollten Sie, wenn es irgendwie möglich ist, sofort 'ad fontes' gehen und einfordern, dass diese Menschen Belege für ihre Position (also konkret Belege für eine junge Erde, für eine Schöpfungswoche und für eine weltweite Flut) vorbringen. Ich habe diesen Gedanken am konkreten Beispiel des 'Evolutionsbuchs' der Studiengemeinschaft Wort und Wissen, auf das sich Kreationisten oft beziehen, als Rezension und eher allgemein näher ausgeführt. Einwände gegen eine naturalistische Evolution sehen zwar auf den ersten Blick wie Probleme aus, sind es aber, zumindest in der Diskussion mit den 'wissenschaftlichen' Kreationisten, aber nicht. Denn diese Menschen wollen am wissenschaftlichen Diskurs teilnehmen und erkennen so zumindest implizit die Regeln an. Und nach diesen Regeln haben wir Evolutionisten die besseren Karten:

1. Wir können an Hand des Fossil-Befunds zeigen, dass Evolution eine historische Tatsache ist. Ich habe das an anderer Stelle ausführlicher dargestellt.

2. Wir können anhand von abgestuften Ähnlichkeiten aufzeigen, dass eine Deszendenz zumindest so plausibel ist wie ein Schöpfer, der Module einsetzt.

3. Wir haben, zumindest in Ansätzen, eine Fülle von Mechanismen zur Hand, die zumindest prinzipiell in der Lage sind, eine Evolution mechanistisch zu erklären. Auch wenn derzeit innerhalb der Evolutionsforschung verschiedene Ansätze noch durchaus kontrovers diskutiert werden, ist nicht zu bestreiten, dass noch kein Anlass dazu besteht, die 'weiße Flagge' zu hissen und einen Schöpfer zu postulieren.

Den letzten Punkt möchte ich noch verdeutlichen. Es ist beispielsweise zwingend erforderlich, dass innerhalb natürlicher Populationen Unterschiede zwischen den Lebewesen vorliegen müssen, damit die Selektion ansetzen kann. Diese Varianz ist nachgewiesen. Zudem müssen neue Erbinformationen entstehen. Derartige Mutationen sind nachgewiesen. DNA muss vermehrt werden können, damit neue Gene enstehen können. Man kennt diesbezügliche Mechanismen. Selbst wenn das bisher 'nur' Mosaik-Steinchen sind, wird doch nach und nach ein Bild erkennbar.

In aller Deutlichkeit soll aber nochmals betont werden: selbst wenn wir keinerlei Kenntnisse bezügliche Mechanismen hätten, würde der Fossilbefund alleine ausreichen, eine Evolution nahe zu legen. Die Annahme eines Schöpfers hingegen erklärt nichts. Darauf werde ich weiter unten näher eingehen.

Im Gegensatz zu den 'wissenschaftlichen' Kreationisten, die so gut wie kein Argument für deren Position haben (die Bibel mag zwar für Christen ein wichtiges Buch sein, aber für den Rest der Welt ist sie eben nur ein Religionsbuch unter vielen), lassen sich die Thesen der Evolutionsvorstellung zwanglos begründen. Dazu kommt noch, dass sich, genau den Begriff von Wissenschaftlichkeit vorausgesetzt, den die Kreationisten anerkennen müssen, wenn sie am rationalen Diskurs teilnehmen möchten, deren Grundannahmen problemlos widerlegen lassen:

1. Es lässt sich zeigen, dass die Erde alt ist.

Die Ergebnisse der radiometrischen Datierungen ergeben Erdalter, angesichts derer die 6 000 Jahre, die üblicherweise genannt werden, im Bereich von Bruchteilen von Promille liegen. Das heißt, diese Messmethoden müssten Fehler aufweisen, die im Bereich von weit über 99 Prozent liegen. Angesichts der Fülle übereinstimmender Daten, die man mit verschiedenen Datierungsmethoden gewonnen hat, ist ein Alter der Erde im Jahrmilliarden-Bereich anzusiedeln. Details finden Sie an anderer Stelle. Ein sehr interessanter indirekter Hinweis auf ein hohes Erdalter, der auch für Nicht-Wissenschaftler leicht nachzuvollziehen ist, besteht besteht darin, dass in der Erdrinde nur noch Isotope vorkommen, die langlebig sind. Auch dazu finden Sie an anderer Stelle mehr Details.

Aber es gibt noch eine ganze Reihe weiterer Beobachtungen, die ein Alter der Erde zumindest deutlich jenseits der Marke von 10 000 Jahren belegen. Dazu gehören beispielsweise die Auswertung von Jahresringen von Bäumen (Dendrochronologie), Jahresringen in Eisbohrkernen, jahreszeitlichen Ablagerungen in Seen (Warven) oder auch Tropfsteinen in Höhlen.

Lassen Sie sich nicht davon einschüchtern, dass die Kreationisten zu jedem dieser Punkte irgendwelche Einwände vorbringen. Schon bei näherem Hinsehen lösen sich die meisten Argumente in Luft auf.

2. Eine gleichzeitige Erschaffung der Grundtypen ist angesichts des Fossilbefunds nicht möglich

Die Aussage des Fossilbefunds ist eindeutig: es gibt weltweit keine geologische Formation, in der alle Lebensformen gemeinsam vorkommen. Im Gegenteil, es lässt sich zeigen, dass jede Lebensform erst ab einer bestimmten Gesteinsformation gefunden wird. Auch das habe ich an anderer Stelle ausführlicher dargestellt. Ganz konkret findet man Menschen-Überreste erst in den jüngsten Schichten. Es gibt keine Möglichkeit, angesichts des Fossilbefunds eine Erschaffung des Menschen gleichzeitig mit den anderen Tieren zu vertreten.

3. Es gab in geschichtlicher Zeit keine weltumspannende Sintflut

Lassen Sie sich auf gar keinen Fall damit täuschen, dass es immer und überall lokale Fluten gab. Es gibt selbstverständlich Flut-Sagen aus vielen Teilen der Welt. Diese unterscheiden sich aber derartig grundlegend, dass keine Möglichkeit besteht, diese als Beleg für den ganz besonderen Typ Flut zu verwerten, den die Bibel beschreibt. Diese Flut war angeblich

weltweit
alle Berge waren bedeckt
alle Wesen mit Odem außerhalb der Arche wurden vernichtet

Eine derartige Flut kann nach allem, was wir wissen, nie stattgefunden haben. Nur ein Argument: demnach müssten alle Säugetiere vor wenigen 1000 Jahren eine klassische genetische Verarmung durchgemacht haben, denn sie würden alle von den Paaren abstammen, die in der Arche gerettet waren. Es lässt sich leicht zeigen, dass es einen derartigen 'Flaschenhals' (Bottleneck) nicht gegeben haben kann. Außerdem spricht die geologische Schichtenfolge eine eindeutige Sprache. Innerhalb der Kreationisten werden heftige Dispute darüber ausgetragen, welche Schichten denn nun während, vor oder nach der Sintflut abgelagert wurden. Konsens scheint nur darüber zu herrschen, dass kein Sintflut-Modell auch nur den Hauch der Spur einer Chance hat, von den nicht-kreationistisch orientierten Geologen ernst genommen zu werden. Auch zu diesem Thema finden Sie an anderer Stelle ausführliche Informationen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die 'wissenschaftlichen' Kreationisten tatsächlich den Anspruch einlösen, wissenschaftlich zu argumentieren. Sie stellen falsifizierbare Aussagen (die Erde ist jung, es gab eine Schöpfungswoche, es gab eine weltweite Sintflut) auf. Da alle diese Aussagen längst falsifiziert sind, ist dieser Standpunkt schlicht und ergreifend erledigt.

Lassen Sie sich also nicht dadurch verwirren, dass diese Menschen oft 'nur' evolutionskritische Argumente in die Diskussion einbringen. Selbst wenn diese Argumente die evolutionistische Position widerlegen würden, hätten die Kreationisten noch gar nichts für deren Position gewonnen. Machen Sie umissverständlich klar, dass Sie verlangen, dass die Kreationisten Argumente für deren Position bringen und dass sie evolutionskritische Einwände für den Kreationismus als gegenstandlos betrachten.

Zusammenfassung

Evolutionskritiker sollten Sie dazu bewegen, dass sie klar formulieren, was sie eigentlich vertreten. Solange sich diese Auffassungen im Diffusen bewegen, ist eine Widerlegung gar nicht möglich. Gehen Sie davon aus, dass aufgrund des Fossilbefunds eine Evolution eine historische Tatsache ist. Ein Einwand gegen einen Mechanismus ändert daran nichts. Bestehen Sie auf 'gleichwertiger Gegnerschaft': fordern Sie ein, dass Ihr Gesprächspartner Argumente für seine Auffassung bringt, also konkret sagt, wann wo welcher Schöpfer was geschaffen hat.

Kreationisten, die den Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erheben, machen prüfbare Aussagen, die widerlegt worden sind. Bestehen Sie darauf, dass ihnen Argumente für eine junge Erde, für eine Schöpfungswoche und für eine weltweite Flut in historischer Zeit genannt werden. Lassen Sie sich nicht durch evolutionskritische Argumente verwirren.

Eine Diskussion mit Kreationisten, die lediglich auf Wunder rekurrieren, ist sinnlos.


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E-Mail an Thomas Waschke an Thomas Waschke Stand: 11. Januar 2003