Meiner Meinung nach wird der Begriff 'Evolution' zu 'inflationär' benutzt. In keinem der oben genannten Bereiche findet eine Evolution statt, die auf den Gesetzmäßigkeiten derjenigen der Lebewesen beruht. Weder Sterne noch Autos pflanzen sich fort, wobei die Nachkommen sich genetisch voneinander unterscheiden und je nach der Genausstattung, die sie geerbt haben, selbt wieder unterschiedlich erfolgreich fortpflanzen.
Im Bereich der Biologie, der für die Diskussion bezüglich Schöpfung oder Evolution am interessantesten ist, wird 'Evolution' in mindestens 3 verschiedenen Bedeutungen gebraucht.
Evolution im Sinne von 'es gab früher andere Lebewesen als heute' ist als historische Tatsache mindestens so gut gesichert wie jede Aussage über eine historische Persönlichkeit. Auch im Bereich der Lebewesen wird dabei noch vermutet, dass sie gemeinsame Vorfahren haben.
Unter der Voraussetzung, dass die relative Datierung der geologischen Schichten einigermaßen zuverlässig ist, gibt es keine andere Möglichkeit, den Fossilbefund auf eine andere Weise zu deuten. In älteren Schichten findet man üblicherweise einfacher gebaute Organismen als in jüngeren. Man sollte vielleicht zusätzlich bedenken, dass die geologische Schichtenfolge schon lange vor Darwin von Forschern beschrieben wurde, denen der Evolutionsgedanke unbekannt war. Viele dieser Forscher waren tiefgläubige Christen, selbstverständlich spielte der Gedanke an eine Sintflut bei ihrer Arbeit eine große Rolle.
Ein Beispiel für den Fossilbefund kann man leicht am Grand Canyon erkennen. Wenn man dort von oben nach unten absteigt, findet man in den verschiedenen Schichten Fossilien von verschiedenen Lebensformen. Man findet beispielsweise Reste von Wirbeltieren nur in den obersten Schichten, obwohl in den tieferen Schichten jede Menge Fossilien anderer Lebewesen zu finden sind.
Daraus kann man mit Sicherheit schließen, dass es Wirbeltiere nicht schon immer gegeben haben kann. Das spricht natürlich nicht gegen eine Schöpfung, bestimmte Schöpfungsvorstellungen sind dadurch jedoch widerlegt. Eine Schöpfungswoche, wie sie die Bibel beschreibt, würde bedeuten, dass zu einem bestimmten Zeitraum Menschen mit allen anderen Lebewesen zusammen gelebt hätten. Man findet Fossilien von Menschen jedoch nur in Gesteinsschichten, die, anbetrachts der Erdgeschichte, nur einen minimalen Zeitraum abdecken. Diese spezielle Form der Schöpfung ist daher extrem unwahrscheinlich.
Auf Fossilien als Beweis für Evolution als historische Tatsache bin ich in einer Diskussionshilfe und in meinem 'Glaubensbekenntnis' näher eingegangen.
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Darwin verwendete anstelle von 'Evolution' den Begriff 'descent with modification', also in etwa 'Abstammung mit Veränderung'. Wenn das zutrifft, sollte es möglich sein, Stammbäume aufzustellen. Das heißt, man geht davon aus, dass man nicht nur Fossilien hat, die zeitlich nacheinander entstanden (was als Beobachtungstatsache unstrittig ist), sondern die sich auseinander entwickelt haben. Das heißt beispielsweise, dass es Fische gab, aus denen sich dann irgendwann Amphibien entwickelt haben sollen. Das kann man aus den Fossilien nicht ablesen! Hier kommt viel Interpretation ins Spiel. Es gibt eine überwältigende Fülle von Tatsachen, welche genau diesen Schluss nahelegen. Zwar ist jede einzelne dieser Interpretationen (die man oft auch als 'Evolutionsbeweise' bezeichnet hat) mit einer gewissen Unsicherheit behaftet, die Summe der bisher gewonnenen Erkenntnisse lässt aber kaum einen anderen Schluss zu.
Über Details gibt es auch innerhalb der Biologen ständig heftige Kontroversen. Da so gut wie nie lückenlose Fossilreihen existieren, ist man immer auf Interpretation angewiesen. Und hier kommen subjektive Elemente ins Spiel, selbstverständlich führt das zu Disskussionen innerhalb der Spezialisten. Jeder Fossilfund kann hier alles über den Haufen werfen.
Daraus darf man aber nicht schließen, dass zwischen diesen Forschern Dissens darüber besteht, dass es möglich ist, Stammbäume zu erstellen!
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Hier sind wir beim Kern des Problems angelangt. Evolution als Tatsache wird zwar von den meisten Biologen anerkannt, welche Mechanismen nun aber genau für die Evolution verantwortlich waren, ist immer noch heftig umstritten.
Die Evolutionsforschung befindet sich zur Zeit in einer ähnlichen Lage wie die Theorie der Kontinentalverschiebung vor der Entdeckung der Plattentektonik: man kennt sehr viele Beobachtungen, die für diese Auffassung sprechen und sich nur mit ihr sinnvoll erklären lassen, so gut wie keine gewichtigen Gegenargumente, aber keinen Mechanismus, der erklären könnte, wie aus einfachen Lebewesen komplexe entstanden sind.
Diese Entstehung von wirklich Neuem nennt man Makroevolution, und es ist auch unter Evolutionisten heftig umstritten, wie die Entstehung von wirkich Neuem möglich ist.
Darwin hat zwar einen verblüffend einfachen Mechanismus vorgeschlagen, der auf Mutation und Selektion beruht. Damit läßt sich leicht erklären, wie ein System, das die Möglichkeit zur Veränderung bereits besitzt, sich an einen Selektionsdruck anpassen kann. Wie dadurch komplexe neue Eigenschaften entstehen können, muß noch erklärt werden. Selbstverständlich ist die moderne Biologie ein gewaltiges Stück weiter als Darwin, aber einen unter Fachleuten allgemein anerkannten Mechanismus für die Evolution gibt es bis heute noch nicht.
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Nach meiner Meinung kann man mit Sicherheit sagen, dass im Lauf der Erdgeschichte eine Evolution stattgefunden hat. Man kann, in groben Zügen, nachvollziehen, wie sie historisch abgelaufen ist. Für die Erklärung der Entstehung von wirklich Neuem hat man derzeit zwar vielversprechende Erklärungsansätze, aber man kennt noch keinen gesicherten Mechanismus.
Daraus aber den Schluss zu ziehen, Evolution sei unmöglich und davon auszugehen, irgendwelche metaphysischen Spekulationen oder gar der Schöpfungsmythos der Bibel seien eine ernstzunehmende Alternative, ist in meinen Augen wenig sinnvoll.
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an Thomas Waschke | Stand: 10. August 2000 |