Wie überlebten alle modernen Pflanzen?
Noah hätte nicht von allen Pflanzen Samen einsammeln können, da nicht
alle Pflanzen Samen bilden, außerdem gibt es etliche Pflanzensamen, die kein
Jahr vor dem Keinem überdauern können [Garwood, 1989; Benzing, 1990; Densmore
& Zasada, 1983]. Außerdem hätte er diese Samen kaum weltweit verbreiten
können.
Wie konnten empfindliche Meeresorganismen wie Korallen überleben? Weil
die meisten Korallen im Flachwasser leben, hätte die Trübung, die durch
Abschwemmung von Landmassen entstanden wäre, diese vom Sonnenlicht abgeschnitten.
Der Schlamm, der die Riffe nach den Regenfällen bedeckt hätte, würde
diese abtöten. Nebenbei, die Raten, mit denen Korallen Kalk ablagern, sind
gut bekannt und einige gut ausgebildete Riffe (beispielsweise das Great Barreer
Riff) müssen mindestens einige Jahrmillionen lang existiert haben, um ihre
beobachtete Dicke zu erreichen.
Wie konnten die Krankheitserreger überleben? Viele Krankheitserreger
können nur im Menschen überleben. Wieder andere können nur in Menschen
oder in kurzlebigen Arthropoden, die sie auf den Menschen übertragen, überleben.
Diese Liste umfaßt Typhus, Masern, Pocken, Polio, Gonorrhoe, Syphilis. Wenn
diese Krankheiten die Flut überlebt haben sollten, müßte jeweils
mindestens einer der acht Bewohner der Arche damit infiziert gewesen sein.
Auch andere Tiere an Bord der Arche mußten an vielfachen Krankheiten leiden,
weil es auch Erreger gibt, die nur bestimmte Tierarten befallen, und auch die nichtspezifischen
Erreger mußten ja irgendwo sein.
Wirtsspezifische Erreger, die ihre Wirte nicht töten, können üblicherweise
nicht lange überleben, weil das Immunsystem des Wirts diese vernichtet (das
trifft allerdings nicht auf Krankheitserreger zu, die sich, wie HIV oder der Malaria-Erreger,
vor dem Immunsystem verstecken können). Masernviren beispielsweise können
nicht mehr als ein paar Wochen in einer Population überleben, die weniger als
250,000 Individuen aufweist [Keeling & Grenfell, 1997], weil sie nicht-resistente
Wirte zum Infizieren brauchen. Da die Größe der menschlichen Population
auf der Arche etwas niedriger als 250,000 war, wären Masern und andere Krankheitserreger
während der Sintflut ausgestorben.
Einige Krankheitserreger, die eine große Zahl von Arten befallen können,
hätten an Bord der Arche ideale Bedingungen für die Ausbreitung in Form
einer Seuche gefunden. Vogel-Viren beispielsweise hätten viel Vögel der
Arche befallen können. Andere Erreger hätten die Säuger und Reptilien
infiziert. Aber auch diese Krankheitserreger wären ausgestorben, da alle ihre
möglichen Wirte nach der Flut entweder tot oder resistent waren.
Wie überlebten die kurzlebigen Arten? Erwachsene Eintagsfliegen auf
der Arche wären innerhalb von ein paar Tagen gestorben, die Larven vieler Eintagsfliegen
brauchen flaches Fließwasser. Viele andere Insekten hätten ähnliche
Probleme gehabt.
Wie konnten mehr als eine Handvoll Arten in einer total zerstörten Umgebung
überleben? Die Sintflut hätte die Nahrungsgrundlagen und die Lebensräume
zerstört, die die meisten Tiere zum Überleben brauchen.
Wie konnten Beutegreifer überleben? Wie konnten mehr als ein paar
der Beutegreifer an Bord der Arche überleben, wenn ihnen nur jeweils ein Paar
ihrer Beutetiere als Nahrung zur Verfügung stand? Alle Beutegreifer an der
Spitze der Nahrungspyramide benötigen eine größere Zahl von Beutetieren,
die sich unter ihnen auf der Nahrungspyramide befinden, die ihrerseits wieder viele
Beutetiere benötigen und so weiter, bis schließlich die Primärproduzenten
(meist Pflanzen) an der Basis der Pyramide kommen. Und wenn die Beutegreifer überlebten,
wie überlebten die anderen Tiere dann die Bejagung?
Wie konnten mehr als einige wenige Arten zufällige Einflüsse überleben,
die Populationen beeinflussen? Isolierte Populationen, die weniger als 20 Individuen
aufweisen, sind üblicherweise zum Aussterben verdammt, selbst wenn außergewöhnliche
Schutzmaßnahmen getroffen werden. [Simberloff, 1988]
Densmore, R. and J. Zasada, 1983. Seed dispersal and dormancy
patterns in northern willows: ecological and evolutionary significance. Canadian
Journal of Botany 61: 3207-3216.
Garwood, N. C., 1989. Tropical soil seed banks: a review.
pp. 149-209 In: Leck, M. A., V. T. Parker, and R. L. Simpson (eds.), Ecology
of Soil Seed Banks, Academic Press, San Diego
Keeling, M.J. & B.T. Grenfell, 1997. Disease extinction
and community size: modeling the persistence of measles. Science 275: 65-67.
Simberloff, Daniel, 1988. The contribution of population
and community biology to conservation science. Annual Review of Ecology and Systematics
19: 473-511.
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