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Man kann mit guten Gründen behaupten, dass es keinen Sinn macht, einen längeren Artikel über ID zu schreiben. Hier in Deutschland spielt diese Auffassung so gut wie keine Rolle. In den Schulen gibt es Religions-Unterricht, die Großkirchen vertreten eine theistische Evolution. Niemand muss seinen Glauben als Wissenschaft verbrämen, um ihn vertreten zu können. ID ist daher irgendwie ein fünftes Rad am Wagen. Nur die Kreationisten von Wort und Wissen treten öffentlich als Anhänger des ID auf und es gibt, neben der von Herrn Lönnig, die eine oder andere InternetSite (beispielsweise die von Herrn Meis oder Herrn Rammerstorfer), die in dieser Richtung argumentiert. Ansonsten dürfte ID zumindest in Deutschland eher bedeutungslos sein.
Der eigentliche Anlass für diese Arbeit war die Sperrung der Inhalte von Herrn Lönnig auf dem Server seines Arbeitgebers, des Max Planck Instituts für Züchtungsforschung (MPIZ). Ich hatte gefürchtet, dass es nun in der Öffentlichkeit einen großen Wirbel gäbe, weil unterstellt wird, dass 'den Evolutionisten' nun keine Argumente mehr gegen ID-Anhänger einfielen und sie daher diese Menschen auf andere Weise mundtot machen müssten. Diese Angelegenheit hat sich nun auf eine, wie ich hoffe, alle Seiten zufrieden stellende Weise geregelt: Herr Lönnig stellt seine Inhalte auf eine private Site und von der Site des MPIZ aus darf er Links auf diese Inhalte setzen. An anderer Stelle wurde dieser Vorgang ausführlicher dokumentiert. Mit dem vorliegenden Artikel soll der Klage von Herrn Lönnig, dass man sich nicht hinreichend mit ID auseinandersetzt, auf zweifache Weise entsprochen werden. Auf der einen Seite liegt nun eine etwas ausführlichere Auseinandersetzung mit ID vor, auf der anderen Seite macht diese Darstellung vielleicht auch deutlich, warum ID von der inhaltlichen Struktur einfach zu wenig für eine ernsthafte Auseinandersetzung hergibt: an ID ist nichts Wesentliches neu, und was neu ist, ist unbedeutend.
Im Rahmen dieses Beitrags werde ich zunächst kurz umreißen, in welchen geistesgeschichtlichen Strom Intelligent Design [1] (ID) einzuordnen ist und welche gesellschaftliche Bedeutung diese Bewegung hat. Anschließend stelle ich die wesentlichen Inhalte sowie die daraus abgeleitete prinzipielle Argumentationsstruktur der Anhänger des ID ausführlicher dar. Durch eine Analyse der Position von führenden Vertretern dieser Auffassung (vor allem Dembski und Behe) werde ich zu zeigen versuchen, dass ID weit davon entfernt ist, eine ernsthafte Konkurrenz für die naturalistische Evolutionsforschung zu sein. ID vertritt eine vollkommen veraltete Auffassung von Wissenschaft und ist nicht in der Lage, positive Argumente für die eigene Position zu liefern. Das führt dazu, dass dieser Ansatz die Wissenschaft prinzipiell nicht voranbringen kann. Letztendlich handelt es sich um einen weiteren Versuch, christliche Vorstellungen im Mäntelchen der Naturwissenschaft zu präsentieren. Der nicht zu bestreitende Erfolg dieser Bewegung vor allem in den USA hat allerdings wenig mit deren wissenschaftlichen Bedeutung zu tun.
Es ist weder mein Ziel, eine Geschichte dieser Bewegung zu schreiben noch einen vollständigen Überblick über Autoren und Organisationen zu geben, die diesen Ansatz vertreten. Wenn irgend möglich beschränke mich auf die Analyse von leicht zugänglichen Quellen, die meist auch OnLine abrufbar [2] sind. Da ich mich aber auf neueste Arbeiten der führenden Vertreter dieser Bewegung stütze, gehe ich davon aus, dass meine Darstellung durchaus repräsentativ ist
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1Ich verwende in dieser Arbeit den englischen Begriff weil sich dieser auch in der deutschsprachigen Literatur als Bezeichnung für den hier besprochenen Ansatz durchgesetzt hat.
2Die Schnelllebigkeit des Internet stellt hierbei ein großes Problem dar. Man kann nie sicher sein, ob eine Seite, auf die man verlinkt hat, immer noch im Web steht. Außerdem sind viele Arbeiten, oft sogar in verschiedenen Versionen, an mehreren Stellen abrufbar. Es wäre viel zu zeitaufwändig, die verschiedenen Arbeiten zu vergleichen, um sicherzustellen, dass die jeweils aktuellste Version herangezogen wird. Ich habe jeweils die Quelle angegeben, die ich verwendet habe und zusätzlich das Datum angegeben, an dem ich die betreffende Arbeit aus dem Netz geladen und archiviert habe. Sollten Sie eine Arbeit nicht mehr im Internet finden, kann ich Ihnen gerne eine Kopie zusenden. Ich bin Ihnen auch dankbar, wenn Sie mich darauf aufmerksam machen, falls es inzwischen aktuellere Versionen des verwendeten Textes gibt. E-Mail genügt.
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an Thomas Waschke |
Erstellt:
Stand: |
18. Mai 2003 |