5. Die eigentliche Sintflut
Woher kam das Wasser für die Flut und wohin ging es? Verschiedene Autoren
schlugen Antworten auf diese Frage vor, aber keiner berücksichtigte alle Implikationen
seines Modells. Einige der üblicherweise zitierten Modelle werden im folgenden
besprochen.
Wasserbaldachin über der Erde Dieses Modell, das von Whitcomb &
Morris und anderen vorgeschlagen wurde, geht davon aus, daß das Wasser für
die Sintflut oberhalb der Atmosphäre gespeichert wurde, bis es innerhalb von
40 Tagen abregnete. Die folgenden Einwände werden detaillierter von Brown abgehandelt.
Unterirdisches Wasser Walt Brown's Modell geht davon aus, daß das Wasser
für die Sintflut aus einer Wasserschicht in 10 Meilen Tiefe stammt, das durch
ein katastrophales Aufreißen der Erdkruste nach oben gelangte, über die
Atmosphäre hinausgeschleudert wurde und als Regen wieder herunterfiel.
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Wie wurde das Wasser dort gehalten? Fels, zumindest nicht die Gesteine, die die
Erdkruste bilden, schwimmt nicht. Das Wasser wäre aus diesem Grund längst
vor Noah oder sogar Adam an die Oberfläche gedrückt worden.
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Schon in einer Meile Tiefe ist die Erde siedend heiß, daher würde das
Wasser dort überhitzt. Zusätzliche Energie würde dazukommen, wenn
das Wasser aus der Atmosphäre herunterfällt. Wie beim Wasserhüllen-Modell
würde Noah gekocht werden.
Wo finden sich Belege? Die entweichenden Wassermassen hätten die Ränder
der Spalten erodiert und dabei wenig geschichtete Ablagerungen basaltischer Gesteine
ergeben. Diese würde man hauptsächlich in der Nähe der Spalten finden,
aber einige würden tausende von Meilen mit dem Wasser weggeschleudert werden
(Noah hätte Probleme mit den während des Regens herabfallenden Steinen
gehabt). Solche Ablagerungen wären mit Sicherheit erkennbar, wurden aber noch
nie gefunden.
Kometen Kent Hovind schlägt vor, daß das Wasser für die Sintflut
von einem Kometen stammte, der zerbrach und dann auf die Erde fiel. Auch dieses
Modell hätte Probleme mit der Hitze, die aus der Gravitations-Energie stammt.
Das Wasser wäre längst verdampft, bevor es die Oberfläche der Erde
erreicht hätte.
Selbstbeschleunigende Subduktion John Baumgardner schuf das Modell einer
sich selbst beschleunigenden Subduktion, das vorschlägt, daß die Lithosphäre
(am Ozean-Boden) vor der Flut dichter als der darunter liegende Erdmantel war und
dann zu sinken begann. Die dabei freigesetzte Wärme verringerte die Viskosität
des Mantels, so daß sich der Vorgang katastrophal beschleunigte. Die gesamte
ursprüngliche Lithosphäre wurde untergepflügt; die nachströmende
Lava, welche die Lithosphäre ersetzte, hob den Ozeanboden und damit den Meeresspiegel
an. Außerdem wurde genügend Wasser verdampft, um 150 Tage Regen zu verursachen.
Nach der Abkühlung senkte sich der Ozeanboden erneut und die Wasser der Sintflut
zogen sich zurück. Gebirge aus Sedimentgestein, wie die Sierras und die Anden,
hoben sich nach der Flut durch isostatischen Rückprall [Baumgardner, 1990a;
Austin et al., 1994]
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Die Hauptschwierigkeit dieser Theorie ist, daß sie zugegebenermaßen
nicht ohne Wunder funktioniert [Baumgardner, 1990a, 1990b]. Die Wärmeleitfähigkeit
der Erde beispielsweise müßte um das 10,000 fache ansteigen, um die erforderlichen
Subduktionsraten zu erzielen [Matsumura, 1997], und Wunder sind ebenso notwendig,
um den neuen Ozeanboden abzukühlen und die Gebirge aus Sedimentgestein im Laufe
von Monaten anstelle der Jahrmillionen, die solche Vorgänge üblicherweise
dauern, zu heben.
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Baumgardner schätzt, daß durch den Subduktionsprozeß 1028
Joule freigesetzt wurden. Das wäre mehr als ausreichend, um alle Ozeane zu verdampfen.
Zusätzlich fordert Baumgardner, daß der Erdmantel vor der Flut viel heißer
war (damit er viskoser wurde); auch diese Wärme müßte irgendwohin
abgeführt worden sein.
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Sedimente aus dem Caenozoikum sind gemäßt diesem Modell nach-sintflutlich.
Fossilien aus diesen Sedimenten zeigen eine 65 Millionen Jahre andauernde Evolution,
einschließlich der Diversifizierung der Säuger und Blütenpflanzen
[Carroll, 1997, chpts. 5, 6, & 13].
Subduktionen des Ausmaßes, die Baumgardner vorschlägt, hätten
weit mehr Vulkanismus um die Platten-Grenzen verursacht, als wir beobachten können
[Matsumura, 1997].
Neue Ozeane Die meisten Sintflut-Modelle (einschließlich der oben dargestellten,
vielleicht mit der Ausnahme dessen von Hovind) gehen davon aus, daß das Wasser
nach der Flut zu unseren derzeitigen Ozeanen wurde. Die Erdoberfläche soll
gemäß diesen Modellen während der Flut viel flacher gewesen sein
und durch Erdbeben wurden die Berge aufgeschichtet und die Ozeanböden abgesenkt
(Brown schlägt vor, daß die Erdbeben durch das Umhergleiten der Erdkruste
auf einem Wasserkissen verursacht wurden; Whitcomb & Morris geben keinerlei
Ursache an).
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Wie konnten solche Veränderungen hervorgebracht werden? Um die Dichte und/oder
die Temperatur zumindest eines Viertels der Erdkruste schnell genug zu ändern,
um den Ozeanboden im Laufe von Monaten abzusenken und anzuheben würde Mechanismen
erfordern, die viel gewaltiger als alle in den in den Sintflut-Modellen geforderten
wären.
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Warum findet man die meisten Sedimente auf dem Festland? Die meisten Sedimente werden
in der Schwebe gehalten bis die Strömungsgeschwindigkeit des Wasser abnimmt
oder auf Null sinkt. Wenn die Wassermassen in die Ozeane geströmt wären,
müßte man dort mehr Sedimente erwarten. Baumgardners eigene Modelle zeigen,
daß während der Sintflut die Strömungsgeschwindigkeit über
den Kontinenten viel höher war als über den Meeresbecken [Baumgardner,
1994], deshalb sollten die Sedimente, global gesehen, von dem Kontinenten weggespült
und in den Meeresbecken abgelagert worden sein. Die Sedimente auf den Meeresböden
sind allerdings im Schnitt etwa 0,6 km dick, während sie auf den Kontinenten
(einschließlich Festlandssockeln) durchschnittlich 2,6 km dick sind [Poldervaart,
1955].
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Welche Beweise gibt es? Das von den Kontinenten abfließende Wasser müßte
gewaltige Sturzbäche erzeugt haben. Es gibt Hinweise für eine derartige
Überflutung in den Scablands von Washington (als ein See sich leerte, nachdem
ein Damm aus Eis gebrochen war) und im westlichen Boden des Mittelmeers (nachdem
der Atlantik die Straße von Gibraltar durchbrach). Warum findet man nicht
überall auf der Welt solche Hinweise?
Wie konnte die Arche solche katastrophalen Vorgänge überstehen? Eine
solche totale Umkrempelung der Topographie der Erde, die in ein paar Monaten ablaufen
würde, hätte Tsunamis verursacht, die mächtig genug waren, die Erde
zu umrunden. Allein die Nachbeben hätten jahrelang gewaltige Verwüstungen
verursacht.
Quellenangaben
Austin, Steven A., John R. Baumgardner, D. Russell Humphreys,
Andrew A. Snelling, Larry Vardiman, & Kurt P. Wise, 1994. Catastrophic plate
tectonics: a global flood model of earth history. Proceedings
of the third international conference on creationism, technical symposium sessions,
pp. 609-621.
Brown, Walt, 1997. In the beginning: compelling evidence
for creation and the Flood. (www.creationscience.com/onlinebook)
Baumgardner, John R., 1990a. Changes accompanying Noah's
Flood. Proceedings of the second international conference on creationism,
vol. II, pp. 35-45.
Baumgardner, John R., 1990b. The imparative of non-stationary
natural law in relation to Noah's Flood. Creation Research Society Quarterly
27(3): 98-100.
Baumgardner, John R., 1994. Patterns of ocean circulation
over the continents during Noah's Flood. Proceedings of the third international
conference on creationism, technical symposium sessions, pp. 77-86.
Carroll, Robert L., 1997. Patterns and processes of
vertebrate evolution, Cambridge University Press.
Matsumura, Molleen, 1997. Miracles in, creationism out:
"The geophysics of God". Reports of the National Center for Science
Education 17(3): 29-32.
Poldervaart, Arie, 1955. Chemistry of the earth's crust.
pp. 119-144 In: Poldervaart, A., ed., Crust of the Earth, Geological Society
of America Special Paper 62, Waverly Press, MD.
Whitcomb, J.C. Jr. & H.M. Morris, 1961. The Genesis
Flood. Presbyterian and Reformed Publishing Co., Philadelphia PA.
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