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Duane T. Gish
Fossilien - stumme Zeugen der
Vergangenheit.
CLV Bielefeld, 1992.320 S.; DM 6,80.
Bei diesem Buch handelt es sich um eine teilweise überarbeitete und (im
Kapitel über die menschliche Evolution) erheblich erweiterte Ausgabe des ehemals
in der Wort und Wissen-Reihe erschienenen Titels "Fossilien und Evolution".
Das amerikanische Original stammt aus dem Jahre 1985 ("Evolution - the challenge
of the fossil record"). Das Buch beinhaltet eine Zusammenstellung zahlreicher
Beispiele von fehlenden Zwischenformen zwischen verschiedenen Typen von Lebewesen.
Gish behandelt vor allem die Wirbeltiere. Ein besonders langes Kapitel ist der Abstammung
des Menschen gewidmet. Einleitend legt der Autor dar, daß es sich bei der
Evolutionslehre letztlich um eine Philosophie handelt, nicht um Wissenschaft.
An dieser Stelle müssen kritische Anmerkungen gemacht werden, auch wenn
man mit dem Anliegen des Autors grundsätzlich einig ist. Evolutionsforschung
ist sehr wohl auch Wissenschaft, freilich Wissenschaft, die sich einer naturalistischen
Weltanschauung und einem entsprechenden Wissenschaftsverständnis verpflichtet
weiß. Die naturphilosophische Verflochtenheit der Evolutionslehre wird zwar
mit Recht von Gish herausgestellt, aber der Evolutionslehre kann dennoch nicht pauschal
Wissenschaftlichkeit abgesprochen werden, da im Rahmen dieser Denkweise intensiv
nach üblichen Regeln geforscht wird. Schließlich tritt auch die Schöpfungslehre
mit einem Wissenschaftsanspruch auf und basiert doch ausdrücklich auf Glaubensaussagen,
auf einer nicht-naturwissenschaftlichen Instanz, nämlich der biblischen Überlieferung.
Beide Sichtweisen haben also einen weltanschaulichen oder glaubensmäßigen
Unterbau, auch wenn er oft nicht bemerkt wird.
Der Autor übergeht den Befund der teilweisen Regelhaftigkeit der Fossilreihenfolge
(in tiefen Schichten gibt es keine Landtiere, Reptilien werden in tieferen Schichten
gefunden als Säugetiere, menschliche Fossilien gibt es nur in den relativ jüngsten
Schichten usw.). Diesen Befund darf man nicht verschweigen. Seine Erklärung
bereitet in der Schöpfungsforschung viel Mühe (vergleiche den Artikel
"Sprechen Fossilien eine klare Sprache?" in "Wort und Wissen Info
23"). Hier werden dem Leser wesentliche Daten aus der Fossilforschung vorenthalten.
Unerfreulich ist auch der phasenweise polemische, manchmal geradezu herablassend
arrogante Stil.
Die Ausführungen über Homo erectus (den "aufrechtgehenden Menschen")
sind großenteils falsch. Gish argumentiert hier im wesentlichen nur mit der
bekanntgewordenen Fossilfälschung (Piltdown-Mensch) und den verschwundenen
Pekingmensch-Fossilien. Die zahlreichen anderen Homo erectus-Fossilien werden nur
am Rande erwähnt und völlig unzureichend diskutiert. Die als Homo erectus
klassifizierten Menschen werden letztlich negiert bzw. wegdiskutiert. Dabei ist
eine Deutung durch Schöpfung durchaus möglich. Diese Passage stellt die
Hauptschwäche des Buches dar. Auch bei Ramapithecus und Australopithecus wird
die Art der Darlegungen der gegenwärtigen Fachdiskussion nicht gerecht, obwohl
die Schlußfolgerungen über diese beiden Fossilgruppen weitgehend zutreffen.
Auch wenn das Buch von Gish vielen eine Hilfe war, ein kritisches Bewußtsein
gegenüber der Evolutionslehre zu entwickeln, kann der Rezensent dennoch das
Buch nicht guten Gewissens empfehlen. Denn es enthält viele leicht angreifbare
Aussagen und bietet damit den Gegnern der Schöpfungslehre unnötige, aber
berechtigte Angriffspunkte. Damit aber würde letztlich dem Anliegen der Schöpfungslehre
geschadet.
Reinhard Junker
aus "Wort und Wissen Info 23" (Juni 1993)
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